Yves Remelius – Versicherungskaufmann


„Schon in meiner Kindheit mit fünf Jahren kam ich mit dem Pflegethema in Berührung. Mein Vater, ein Psychologe von Haus aus, nahm mich in eine Behinderteneinrichtung mit. Das war erst mal wirklich komisch für mich aber ein bleibendes Erlebnis.“ Aber bei diesem Erlebnis blieb es nicht. Herr Remelius ist ein Familienmensch, das hört man bei unserem Gespräch immer wieder raus. Er hatte ein sehr enges Verhältnis zu seiner Großmutter, die im Jahre 2000 ins Pflegeheim kam. Zu dieser Zeit hatte sich Herr Remelius bereits mit dem Pflegethema in Form von Absicherung auseinandergesetzt. Er war auch später viele Jahre im Gesundheitsmanagement tätig. Immer wieder kam er mit dem Thema in Berührung und dachte sich irgendwann: „Das kann alles kein Zufall sein.“

Als Versicherungskaufmann hatte er selbstverständlich mit den unterschiedlichsten Menschen zu tun. Doch gerade ältere Menschen und Kunden mit besonderen Anliegen fanden in ihm einen verantwortungsbewussten und sorgfältigen Berater. „Aber man muss authentisch sein. Ich mag Menschen einfach und nehme an ihrem Leben Anteil. Ich glaube, das merken meine Kunden. Viele werden schon seit Jahren von mir betreut und mit manchen haben sich sogar tiefere Bekanntschaften entwickelt.“

PN: Um was genau geht es bei den Pflegenetzwerken?

„Wir sind ein Unternehmensnetzwerk. Bei uns finden diejenigen Dienstleister und Unternehmen Platz, die in Pflege und Medizin ihre Berufung oder die Erweiterung ihres Angebotsportfolios sehen. Die Idee hatte ich schon vor Jahren, aber die Zeit war noch nicht reif dafür. 2018 haben wir das Unternehmen gegründet aber erst mal auf Sparflamme. Meine Geschäftspartnerin, die zuständig für die Unternehmenskommunikation ist, hat genauso wie ich noch andere Projekte. Wir beide sind selbstständig und wollten erst mal sehen, wie die Idee ankommt. Und wir hatten damit Erfolg.

Wir wollen mit den Pflegenetzwerken auf Unternehmen aufmerksam machen, die besondere Dienstleistungen anbieten und ihnen eine Plattform zum Vernetzen bieten. Aktives Netzwerken bedeutet für uns: Unternehmen zusammenbringen, Kooperationen anzustoßen und neue Bereiche erschließen. Ideen nicht nur zu haben sondern sie auch umzusetzen.“

PN: Wie wird das Netzwerk angenommen?

„Am Anfang eher zögerlich. Man wusste mit uns nicht soviel anzufangen. Ständig wurden wir gefragt, wie wir uns finanzieren, da wir ein Privatunternehmen sind. Dadurch kommen wir leider nicht in den Genuss von Fördermitteln und anderen Unterstützungen. Dafür müssten wir entweder eine gGmbh oder einen Verein gründen, was wir jedoch nicht möchten. Erst mit der Zeit und einigen Netzwerkpartner an Bord, die unser Potential erkannten, haben wir uns einen gewissen Stand und Ruf in der Region erarbeitet. Es gibt noch soviel Bedarf, besonders an außergewöhnlichen Unternehmen, die Nischen besetzen und die sind normalerweise nicht so einfach zu finden oder können sich mitunter nicht so gut vermarkten. Und da kommen wir ins Spiel: Wir bieten den Unternehmen und Dienstleistern eine Plattform und vernetzen aktiv unsere Pflegenetzwerkpartner untereinander. Wir möchten, dass Geschäfte und Kooperationen entstehen, die wieder den pflegenden Menschen und deren Schützlingen zu Gute kommt.“

PN: Wie kam eigentlich das ‚Mannheimer Pflegeforum‘ zustande?

„Den endgültigen Impuls gab die „Messe für pflegende Angehörige“, die ich 2016 mit meinem damaligen Geschäftspartner organisiert habe. Bis zu dem damaligen Zeitpunkt hatte es noch keine Messe explizit für das Pflegethema in der Region gegeben. Es gab viele positive Rückmeldungen und mehrere Teilnehmer haben mich darin  bestärkt, dass es für ein Konzept Bedarf gibt, dass keine Messe im herkömmlichen Sinne ist. Menschen, die sich mit dem Thema Pflege beschäftigen haben Informations- und Redebedarf. Zudem müssen sie aus der Komfortzone herauskommen, was nicht einfach ist, denn ‚Pflege‘ ist immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft. Nicht zu vergessen: Pflege ist ein Thema, das zwar vornehmlich mit Senioren assoziiert wird aber nicht nur alte Menschen (be)trifft. Es kann uns alle treffen, auch jüngere Menschen, Teenager oder gar Kleinkinder. Doch gerade diese Gruppen fallen oft durchs Raster. Es hängt auch viel davon ab, in welchem Bundesland man lebt und ob man eher im Einzugsbereich einer Großstadt lebt oder eher im ländlichen Gebiet zuhause ist.

Wir wollten daher der Pflege ein ’neues Gesicht‘ verpassen, mit etwas angenehmen und heiterem Verbinden und mit der Möglichkeit, viel Raum für Begegnung und Gespräch zu lassen. Hier kam dann der Mannheimer Morgen ins Spiel, der sich in dem Bereich ‚Gesundheit und Pflege‘ etablieren wollte und kurzerhand haben wir das ‚Mannheimer Pflegeforum‘ ins Leben gerufen, die anfänglich zwar zögerlich aber dann mit viel Neugierde und Wissbegierde von der Menschen angenommen wurde. Heute ist das Format schon etabliert und wird jährlich am letzten Sonntag im Oktober stattfinden.“

PN: Wie wichtig ist Ihr Ursprungsberuf – der Versicherungskaufmann – für die Pflegenetzwerke?

„Wie stark ein pflegender Angehöriger belastet vor allem finanziell belastet ist und wie wichtig eine gute Absicherung ist, habe ich in der eigenen Familie erfahren. Die Mutter meiner Lebensgefährtin war an Demenz erkrankt und gerade als Selbständige war es enorm schwierig für sie, alles unter einen Hut zu bringen. Vor allem hat auch ihr business ziemlich darunter gelitten. Gerade in solchen Situationen ist es außerordentlich wichtig, die richtige Absicherung zu haben, die eventuell auch zur Entlastung beitragen kann. All das wissen aber viele nicht, oder wollen sich nicht mit dem Thema beschäftigen. aber auch unsere Pflegenetzwerkpartner möchte ich mit meinem Wissen bestmöglichst unterstützen und sie über die optimale Absicherung auf dem Laufenden halten und regelmäßig über neue Entwicklungen informieren. 

PN: Hier die Abschlussfrage: Warum sind die Pflegenetzwerke auf unsere Region ausgerichtet?

„Als überzeugter Lokalpatriot, der ohne den Wasserturm nicht leben kann, bin ich Mannheim und der Rhein-Neckar-Region sehr verbunden. Schon alleine deswegen, wollen wir uns regional beschränken. Die Pflegenetzwerke sollen die Region bereichern und herausstellen, was wir alles im Bereich Pflege zu bieten haben. Wir haben noch so viele Ideen und die sind am besten erst mal regional umsetzbar. Daher lautet unser Motto: Regional vernetzen. Lokal profitieren.“