Petra Winkler – Texterin, Autorin & Schreibberaterin


Frau Winkler, was sind Ihre Hauptarbeitsfelder?

„Ich habe Sprach- und Literaturwissenschaft studiert, nach dem Studium einen Job in der Wirtschaft bekommen und dann ziemlich schnell gemerkt, dass mir das Schreiben fehlte. Daher bin ich als Quereinsteigerin in die Marketingabteilung eines Unternehmens gewechselt, habe dann aber festgestellt, dass mir die Themenvielfalt fehlte und ich lieber für mehrere Branchen arbeiten wollte. 1999 entschied ich mich, den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen. Nachdem ich einige Jahre nur für Unternehmen gearbeitet hatte, kam ein zweites Standbein dazu: meine Tätigkeit als Schreibberaterin vor allem im Hinblick auf das biografische Schreiben.“

Was war der Grund für so ein außergewöhnliches Thema?

„Ich bin in engem Kontakt mit meinen Großeltern aufgewachsen, aber nachdem sie verstorben waren, ist mir aufgefallen, dass ich nicht genug Hintergrundwissen hatte, um einige Bruchstücke an Erinnerungen richtig zusammenfügen zu können. Beispielsweise bin ich durch eine Ortschaft gefahren, plötzlich kam die Erinnerung, wie oft meine Oma diesen Ortsnamen genannt hat, aber ich hatte mir als Kind nicht im Gedächtnis behalten, warum der Ort für sie so wichtig war und jetzt konnte ich sie nicht mehr fragen. Durch einen entfernten Verwandten meines Großvaters bekam ich noch wertvolle Hinweise zur weiter zurückliegenden Familienhistorie und dabei ist mir noch stärker aufgefallen, wie viel an Wissen verloren geht, wenn den Nachkommen keine Biografie mit diesem Wissen hinterlassen wird.

Ich persönlich habe gemerkt, dass mir etwas Wichtiges fehlte und ich denke, es geht auch anderen Menschen so, dass sie in einer späteren Lebensphase an einen Punkt kommen, an dem sie mehr über die Vergangenheit und ihre Familie wissen möchten und oftmals ist es dann schon zu spät. Das war der ausschlaggebende Grund, mich intensiv mit dem Thema Biographiearbeit auseinanderzusetzen.“

War das der Auslöser, das Biographiebuch zu schreiben?  

„Das stimmt. Ich wollte Menschen zeigen, wie sie ihre Biografie selbst schreiben können und so entstand „Meine Biografie selbst schreiben“ als ein Selbstlernbuch. Die erste Fassung ist als Taschenbuch erschienen.

Im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass in der Biographiearbeit auch die Aufbewahrung eine wichtige Rolle spielt, denn vielleicht geht mal die Festplatte kaputt oder ein gedrucktes Exemplar geht verloren. Daher habe ich die Neuauflage um ein Kapitel erweitert, in dem es um die unterschiedlichen Methoden der Aufbewahrung geht, so dass es für die nachfolgenden Generationen erhalten bleibt. Dieses erweiterte Buch ist als gebundene Ausgabe erhältlich.“

Wie können Sie den Menschen noch helfen, ihre Geschichten aufzuschreiben?  

„Als ausgebildete Schreibberaterin kann ich Menschen auch aktiv unterstützen, ihre Geschichten selbst aufzuschreiben. Oder ich erledige es für sie und schreibe die Biographie nach ihren Vorgaben, quasi als Ghostwriter.

Übrigens ist meine Dienstleistung als Schreibberaterin auch bei anderen Themen einsetzbar. Wenn zum Beispiel jemand ein Sachbuch schreiben will, kann ich ihn ebenfalls begleiten und unterstützen. Dasselbe gilt für die Überarbeitung eines bereits fertigen Buchs oder das Editieren.“

Es gibt noch ein weiteres Buch, das sie geschrieben haben. Um was geht es darin?

„Da ich ja schon jahrelang im Marketing als Texterin tätig bin, hatte ich vor vielen Jahren angefangen, mich intensiv mit dem Thema Storytelling zu beschäftigen und wurde vor wenigen Jahren von einem Verlag angesprochen, ein Buch zum Thema Storytelling für kleine und mittelständische Unternehmen zu schreiben. Das Buch heißt „Storytelling für Dummies“ und ist im Herbst 2019 erschienen. In dem Buch geht es darum, wie man sich und sein Unternehmen durch Storytelling kostengünstig und zielgerecht vermarkten kann, denn ohne Social Media oder ein gutes Marketing ist es schwer geworden, sein Unternehmen zu positionieren und Dienstleistungen oder Produkte zu vermarkten. Das Erzählen von Geschichten trägt dazu bei, Kunden emotional anzusprechen und über die Geschichte eine stärkere Bindung zum Unternehmen oder zum Produkt zu schaffen.“

Wie ist denn Ihre persönliche Beziehung zum Thema Pflege?

„Ich bin in einem 3-Generationenhaus mit meinen Großeltern groß geworden und erinnere mich noch heute mit Wehmut an meinen Großvater zurück, wie er mir immer meinen Lieblingsschokopudding gemacht hat. Am Ende waren meine Großeltern erst hilfs- und später richtig pflegebedürftig. Meine Oma war zudem verwirrt, aber mein Opa ist bis zum Schluss geistig völlig fit geblieben. Durch den 3-Generationen-Haushalt konnten wir sie bis zum Schluss zuhause pflegen. Die Aufgaben hatte ich mit meiner Mutter und mit Hilfe eines Pflegedienstes geteilt, da ich zu dem Zeitpunkt bereits berufstätig war.

Vor einigen Jahren hatte ich auch noch die Betreuung einer älteren entfernten Verwandten übernommen, deren einziges Kind vor ihr gestorben war. Dieses Schicksal hat mich so berührt, dass ich ihr geholfen habe, bis sie wegen Demenz doch in ein Heim musste und dort auch bald verstorben ist. Das war schon sehr herausfordernd, aber ich habe vieles dabei gelernt und für mich persönlich mitgenommen.“

Warum sind Sie Mitglied bei den Pflegenetzwerken geworden?

„Netzwerken und Austausch sind heutzutage einfach unabdingbar. Da ich aus der Pfalz komme, „verstärke“ ich zudem diese Seite des Rheins im Netzwerk. Ich bin auf die anderen Pflegenetzwerkpartner gespannt und freue mich auf gemeinsame Ideen und Projekte.“

Vielen Dank für das Interview, wir freuen uns auf eine besondere Pflegenetzwerkpartnerin, die nicht nur ganz unterschiedliche Themen bearbeitet, sondern zudem spannende Geschichten erzählen kann und gleichzeitig einen engen Bezug zu Pflege und Medizin hat. Wir freuen uns auf Petra Winkler, die für viele Netzwerkpartner*Innen und Kund*Innen viele Mehrwerte zu bieten hat.